Soul Sheets

Löse Konflikte durch Perspektivwechsel

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Dauer der Übung: ca. 15 Minuten

Es gibt immer mehr als nur eine Perspektive und es existiert keine richtige oder falsche Perspektive. Oft sind wir in unseren eigenen Gedanken und Interpretationen einer Situation gefangen und missinterpretieren deshalb das Verhalten anderer. Ebenso wird unser Verhalten manchmal von anderen missinterpretiert und wir finden uns schnell in Konflikten wieder.

Lass mich Dir ein Beispiel geben: 

Lenas beste Freundin hat ihr eine Verabredung abgesagt. Lena wird daraufhin sehr traurig und gibt sich selbst Schuld, nicht interessant genug zu sein. Gleichzeitig wird sie sauer auf ihre beste Freundin, da sie sie einfach hängen gelassen hat und beginnt ihr enttäuschte Nachrichten zuzuschicken. Das wiederum endet in einem Streit zwischen den beiden. Lenas Gefühl, es nicht wert zu sein, dass andere Zeit mit ihr verbringen wollen, fühlt sie wahrscheinlich nicht zum ersten Mal. Möglicherweise hat sie schmerzhafte Erfahrungen gemacht, welche ihr dieses Gefühl geben. Vielleicht ist das Gefühl in ihrer frühen Kindheit verwurzelt, aufgrund des Verhaltens ihrer Sorgeberechtigten. Vielleicht ist auch etwas in der Schule vorgefallen. Wir alle haben schon Situationen wie Lena erlebt.

Die 3 Perspektiven der Wahrnehmung

Es ist ein sehr heilender Prozess, den Ursprung unserer Gedanken und Gefühle, welche unsere Wahrnehmung regelmäßig in die Irre führen, zu erforschen. Wenn Du gerne in einem sicheren Raum per Chat oder Video-Coaching daran arbeiten möchtest, laden wir Dich herzlich dazu ein, dies mit einer/einem unserer Berater*innen zu tun.

Mit dieser Übung laden wir Dich dazu ein, aus Deiner individuellen Perspektive der Situation, welche Du gerade erfährst, herauszutreten. Wir unterstützen Dich dabei, die Perspektive der anderen involvierten Person einzunehmen. Das kann Dir dabei helfen, ein besseres Verständnis für Dein Gegenüber zu entwickeln und die gesamte Konfliktsituation entschärfen.

Erste Schritte:

  1. Welcher Situation, welchem Konflikt begegnest Du momentan?

  2. Wer ist darin involviert?

  3. Beginne damit eine Person auszuwählen, die am meisten in den Konflikt verwickelt ist. Später kannst Du die Perspektiven weiterer Personen miteinbeziehen.

Die 3 Perspektiven:

Es kann sehr hilfreich sein, die drei Perspektiven aus drei verschiedenen räumlichen Positionen einzunehmen. Du kannst beispielsweise in drei verschiedene Ecken Deines Raumes wechseln oder auf drei verschiedenen Stühlen Platz nehmen.

  1. Erforsche als Erstes Deine Perspektive: Denke an den Konflikt, den Du mit der anderen Person hast. Wie fühlst Du Dich in Bezug auf die Situation? Was für Gedanken gehen Dir durch den Kopf? Versuche in dieser Perspektive Dein rationales Erwachsenen-Ich abzuschalten und Dich so gut es geht mit Deinen Gefühlen zu verbinden. Spüre in Deinen Körper hinein und probiere wahrzunehmen, was Du fühlst. Wo in Deinem Körper kannst Du dieses Gefühl spüren und wie fühlt es sich an? Wenn Du magst, kannst Du dabei kreativ werden und Deine Gefühle in Farben und Formen beschreiben. Es ist nicht leicht voll und ganz ehrlich mit Dir selbst zu sein. Versuche so verständnisvoll und fürsorglich Dir selbst gegenüber zu sein, wie Du auch einem besten Freund gegenüber begegnen würdest.

  2. Bevor Du nun die Perspektive wechselst, “schüttel” Deine erste Perspektive wortwörtlich ab. Dafür kannst Du beispielsweise durch den Raum springen oder verschiedene Körperteile ausschütteln.

  3. Nimm Deine zweite Perspektive ein: Suche Dir einen anderen Ort im Raum oder setze Dich auf einen anderen Stuhl. Jetzt ist es an der Zeit, in die Schuhe der anderen in die Situation involvierten Person zu schlüpfen. Betrachte die Situation aus ihrem Blickwinkel heraus. Was für Gedanken gehen Dir durch den Kopf und was fühlst Du, wenn Du in den Schuhen der anderen Person stehst? Was könnte sie/er erlebt haben, dass sie/ihn auf diese Art reagieren lässt? Was spürst Du unter der ersten Ebene von Emotionen, die diese Person fühlt? Kannst Du ein Gefühl von Angst wahrnehmen? Wovor könnte diese Person Angst haben?

  4. Schüttele wieder Deinen Körper oder hüpfe umher, bevor Du in die dritte Perspektive wechselst.

  5. Die Perspektive eines mitfühlenden Beobachtenden: Suche Dir eine dritte Position im Raum oder setze Dich auf einen dritten Stuhl. Schaue auf Dich selbst und die involvierte Person, als wären sie Schauspielende in einem Film. Stelle sicher, dass Du beide Schauspielenden auf eine wohlwollende Art betrachtest. Werfe einen genauen Blick darauf, was Du aus dieser Perspektive beobachten kannst. Wie reagierst Du? Wie reagiert die andere Person? Was denken und fühlen die beiden? Kannst Du etwas Empathie für beide entwickeln? Was sollte vielleicht eine*r der beiden oder sogar beide wissen? Wie könnten die beiden ihren Konflikt lösen? Aus dieser Perspektive heraus versuche den beiden Schauspielenden Ratschläge zu geben, wie sie mit der Situation umgehen können und formuliere konkrete nächste Schritte.

Wie fühlst Du Dich, nachdem Du die Perspektiven gewechselt hast? Es kann sehr unterstützend sein, durch diese Übung von einer neutralen Person geführt zu werden. Falls Du Dir Unterstützung dabei wünschst, zögere nicht, Dich bei uns zu melden.



Autorin: Anna Seger

Quelle:

Stahl, S. (2020), The Child in You: The breakthrough method for bringing out your authentic self. Penguin Books.