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Angst und Hilflosigkeit im Angesicht des Krieges

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Für Menschen, die indirekt betroffen sind

Meine Nachbarin kam heute Morgen auf mich zu und berichtete mir von ihrem Gefühl der Angst und Hilflosigkeit. Sie dachte zuweilen daran, zu fliehen oder ins Ausland zu gehen.. So real und nah sei der Krieg für sie.

Ganz ruhig habe ich mich zu ihr gestellt, ihre Hände gehalten und ihr einfach nur zugehört. Ich habe ihr versichert, dass sie damit nicht alleine ist und ich mit ihr da bin, voll und ganz. Gemeinsam haben wir eine Atemübung gemacht und ich fragte sie, wo sie sich in ihrem Körper gerade spüren kann. Sie meinte daraufhin, sie spüre ihre Füße gut. Wir konzentrierten uns einen Moment lang auf ihre Füße, danach sagte sie, sie fühle sich etwas besser. Ich bot ihr an, in dieser schweren Zeit immer eine offene Tür und ein offenes Ohr  für sie zu haben. Niemand von uns muss die Sorgen und Ängste, die in dieser Krisensituation aufkommen, alleine bewältigen. 

 

Uns begegnet gerade eine traurige Wahrheit, die oftmals surreal erscheint. Die Lage ist unübersichtlich und die Nachrichten sind voll von Kriegsbildern und Videos. Durch die Informationsflut aus den Nachrichten fühlen sich einige sehr aktiviert oder ängstlich. Viele von uns spüren den Drang, irgendetwas tun zu wollen, um die Situation zu verbessern und ein Gefühl der Kontrolle zu erlangen.

Mit diesem Artikel möchten wir dir praktische erste Schritte mitgeben, mit welchen du dein Nervensystem in dieser Ausnahmesituation regulieren und dein Wohlbefinden verbessern kannst.

1.Verankere dich im Hier und Jetzt 

Solltest du dich sehr beunruhigt fühlen, vielleicht sogar das Gefühl haben, neben dir zu stehen, empfehlen wir dir, dich zunächst mit all deinen Sinnen im Hier und Jetzt zu verankern. Schaue nach rechts, links und nach oben. Was siehst du in deinem direkten Umfeld? Was kannst du hören? Auch Geruch ist ein guter Anker für das Hier und Jetzt. Du kannst beispielsweise am Kaffeepulver oder der Blumenerde deiner Zimmerpflanze riechen. Erlaube dir dann ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen und deine Konzentration auf dein Körperempfinden zu lenken. Nimm den Fluss deines Atems wahr. Spüre deine Füße, welche fest auf dem Boden aufstehen. Erlaube dir, mit jedem Ausatmen ein Stück deiner Unruhe nach außen abzugeben und den Halt des Bodens unter deinen Füßen immer mehr wahrzunehmen.

2. Stelle dir bewusst die Frage, was du jetzt brauchst

Überlege dir in einem weiteren Schritt, was du für dich brauchst, um gut durch deinen Alltag gehen zu können. Dabei kann es beispielsweise helfen, bewusste Medienpausen einzulegen. So kannst du deinen Fokus immer wieder auf deinen Alltag ausrichten und versuchen dir zu erlauben, nicht in ständiger Angst, Trauer, Verzweiflung oder Wut zu verweilen. Achte darauf, dass du an grundlegenden Routinen festhältst, wie z.B. regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten, Sport- und Entspannungsroutinen, falls du welche hast. Besonders in Zeiten, in denen alles um uns herum chaotisch wird, ist es wichtig, selbst innerlich ruhig zu werden und dich in einem Stück Normalität zu verankern. Einige Menschen fühlen sich in Krisen regelrecht verantwortlich, sich durchgehend schlecht zu fühlen. Beachte, dass ein solches Verantwortungsgefühl nicht hilfreich ist. In manchen Momenten dringt die Realität von Krisensituationen zu uns durch und in anderen Momenten treten andere Emotionen in den Vordergrund. Das ist auch gut so. Es hilft dir, in deiner Mitte zu bleiben. Wenn du dich beispielsweise entscheiden solltest, Schritt Nr. 3 zu gehen und selbst aktiv zu werden, so kannst du das nur effektiv tun, wenn du dabei gut für dich sorgst und in deiner Mitte bleibst. 

3. Wenn du möchtest, werde in kleinen Schritten selbst aktiv

Es kann uns sehr helfen, wenn wir angestaute Gefühle von Hilflosigkeit, Angst oder Wut strukturiert in Aktion umleiten. Oft finden wir es schwierig den Überblick über sinnvolle Schritte zu behalten - insbesondere dann, wenn wir selbst emotional sind. Es ist etwas einfacher, wenn du mit der sogenannten Ein-Meter-Welt beginnst. Schaue zunächst, ob es in deinem direkten Umfeld etwas gibt, das du beitragen kannst. Mache dir dabei bewusst, dass schon jemandem aufmerksam zuzuhören eine riesige Unterstützung sein kann. Wenn die Möglichkeiten in deinem direkten Umfeld ausgeschöpft sind, kannst du dich über weitere Hilfsmöglichkeiten informieren. Dabei brauchst du nicht von Null anzufangen, denn es gibt Experten, die die relevanten Informationen sinnvoll bündeln. Ein Beispiel dafür ist diese Website, die verschiedene Möglichkeiten zu helfen zusammenfasst. Übernimm dich nicht. Suche dir eine Möglichkeit zu helfen und verfolge sie, ohne dich dabei aus deiner eigenen Mitte zu lehnen, bevor du weitere Projekte in Angriff nimmst. 

4. Trete in Kontakt mit deinem direkten Umfeld:

Wichtig ist, dass du mit deiner Angst nicht alleine bleibst und dir erlaubst, Unterstützung wahrzunehmen. Vielleicht hast du nahestehende Personen, mit welchen du über die Situation sprechen kannst. Gerne kannst du auch in unseren Chat kommen. Wir bieten dir bei Soulchat einen sicheren Raum, in welchem du mit deinen Ängsten und Sorgen nicht alleine bist. Wir hören dir zu und helfen dir dabei, die Situation zu verarbeiten. Wir unterstützen dich gerne dabei, dein Nervensystem zu regulieren, etwas Ruhe in deine Gedanken und Gefühle einkehren zu lassen und Ressourcen für dich zu erkunden, welche dir dabei helfen können mit der momentanen Situation umzugehen.

Dein Soulchat Team